Naturjuwel an der nordöstlichsten Landspitze Angelns
„Komm, komm, komm, Mäuse, Mäuse, Mäuse“, schallt der Ruf von Landwirt Dieter Petersen über die Geltinger Birk. Nein, Mäuse sind es nicht, die diesem Ruf folgen, sondern zottelige Hochlandrinder, die hier zusammen mit Wildpferden die Beweidung und Pflege großer Teile der Landschaft gewährleisten.
Mit einer Fläche von rund 773 ha ist das auf einer Halbinsel und überwiegend im Bereich der Gemeinde Nieby gelegene Naturschutzgebiet das größte im Kreis Schleswig-Flensburg.
Die Landschaft ist geprägt von Dünen, sand- und geröllbedeckendem Außenstrand, Salzwiesen, verlandeten Schilfsümpfen, dem brackigen Geltinger Noor und einer weit in die Geltinger Bucht reichenden Seegraswiese.
Entstanden ist die von der letzten Kaltzeit geprägte Landschaft dadurch, dass sich durch Sandablagerungen vor der Festland-Küste sogenannte Strandwälle bildeten, langgestreckte Landzungen aus Sand. Das Material für diese Wälle stammt von der Felsküste vor Falshöft. Zusammen mit der dahinterliegenden Niederung und der Moräneninsel Beveroe (dän.: Biberinsel) bildeten diese Strandwälle eine landschaftsökologische Einheit.
Die erste Naturschutzgebietsausweisung des Gebiets stammt von 1934.
Die Geltinger Birk wird seit Jahrhunderten künstlich entwässert. Ein bauwerkliches Symbol dieser Zeit ist die Holländermühle Charlotte. Bis 2013 wurde der Wasserstand auf 3,20 Meter unter Meeresspiegelniveau abgesenkt. Im Jahr 2014 ist das lang vorbereitete Projekt der geregelten Vernässung großer Teile der Geltinger Birk zum Abschluss gebracht worden, mit welchem dem Naturschutzgebiet neue Biotope erschlossen werden sollen.
Im Schutzgebiet dieser vielgestaltigen Küstenlandschaft finden viele Tiere und Pflanzen ihre spezifischen Lebensräume. Im Laufe eines Jahres erleben Naturliebhaber auf der Birk rund 270 Vogelarten, darunter Graugans, Knäkente, Mittelsäger, Tüpfelsumpfhuhn, Küsten-, Zwerg- und Brandseeschwalbe, Rotschenkel, Neuntöter, Sprosser und Braunkehlchen. In der Zeit der Vogelzüge kann man hier rastende und überwinternde Wasservögel, wie Reiher-, Berg-, Pfeif-, Schell-, Spieß- und Eiderenten, Zwerg-, Mittel- und Gänsesäger sowie eine Vielzahl von Wattvögeln beobachten.
Auch Säugetiere, Lurche, Kriechtiere und Insekten finden auf der Birk ihren Lebensraum.
Durch die vielfältigen und außergewöhnlichen geologischen Bedingungen auf der Halbinsel sind auch unterschiedlichste Pflanzen vorhanden, z. B. Meerkohl, Stranddistel, Eibisch, Natternzunge, Blutroter Storchenschnabel, Löffelkraut, Waldhyazinthe, Salomonssiegel, Nickendes Leimkraut, Sonnentau und Teufelsabbiß.
Im März 2002 bekam die Birk neue Bewohner. Elf wilde Konik-Pferde wurden auf dem Gebiet ausgewildert, um den Grundstock für eine rund 100köpfige Herde zu bilden. Die Konik-Pferde stammen ursprünglich aus Polen, wo sie aus einer Kreuzung zwischen Hauspferden und dem ausgestorbenen Wildpferd Europas (dem Tarpan) gezüchtet wurden. Die extrem genügsamen und robusten Pferde sorgen zusammen mit Dieter Petersens einst direkt aus Schottland importierten Hochlandrindern für die Beweidung und Pflege der Birk.
Eine Wanderung um die Geltinger Birk gehört zu jeder Jahreszeit zu den schönsten Naturerlebnissen der Flensburger Förde. Startpunkt für eine Birkwanderung können die Parkplätze an der Mühle Charlotte oder am Strand bei Falshöft (Integrierte Station) sein. An beiden Parkplätzen gibt es Informationen und öffentliche Toiletten. Für eine Rundwanderung sollte man sich 4 bis 5 Stunden Zeit nehmen.
Beliebt sind ebenfalls die von der Geltinger Pastorin geleiteten Nachtwanderungen, die mit einem Frühstück am Falshöfter Ostseestrand enden. Auch die Kutschfahrten, welche der Bürgermeister von Nieby höchstpersönlich durchführt und mit interessanten Geschichten aus der Region und Geschichte der Birk zu untermalen weiß, sind eine sehr zu empfehlende Art, die Birk kennenzulernen. Eine aktuelle Übersicht über Veranstaltungen, Führungen und Vorträge auf der Geltinger Birk finden Sie unter geltinger-birk.de/veranstaltungen.